Friedhof Ziemetshausen

Die Beschränktheit des Raumes um die Pfarrkirche und das Unvermögen, eine Erweiterung zu schaffen, zwang die Marktgemeinde schon in früher Zeit, sich nach einem zweiten Beerdigungsplatz umzusehen. Auf dem westlich von Ziemetshausen gelegenen Sandhügel, ca. 600 m von der Kirche entfernt, wurde ein geeigneter Platz gefunden und dort ein neuer Friedhof angelegt. Der Zeitpunkt hierfür lässt sich jedoch urkundlich nicht mehr belegen. Eintragungen in alten Kirchenrechnungen lassen schließen, dass dies wohl anfangs des 16. Jahrhunderts gewesen sein mag; denn schon 1589 lesen wir dort, dass die Gottesackermauer eingefallen sei und 1591, dass eine Erweiterung des Gottesackers notwendig geworden war. In der Heiligenrechnung aus dem Jahre 1595, die sich wieder mit der Einfassungsmauer des Kirchhofes befasst, ist letzterer ausdrücklich als „äußerer Kirchhof“ benannt. Auf ihm wurden aber anfangs mehr die ärmeren Leute und die Kinder begraben.

 

Im Jahre 1807 ordnete das hiesige Patrimonalgericht an, dass der Kirchhof aufzuhören habe, Beerdigungsplatz zu sein. Er wurde daraufhin abgeräumt. Von jetzt an mussten alle Leichen auf dem äußeren Gottesacker beim St. Lorenzkirchlein begraben werden. Als am 8. August 1808 der Anordner dieser Verfügung, der fürstlich Wallenstein`sche Hofrat, Patrimonalrichter und bayer. Gerichtshalter Joseph von Bob als einer der ersten nach dieser Verordnung auf dem äußeren Gottesacker begraben wurde, war dies von einem Großteil der Bevölkerung als eine Strafe des Himmels angesehen.

Schon 1854 erwies sich der Friedhof wieder zu klein und verlangte eine Erweiterung. Diese wurde nach unten d.h. dem Markte zu geschaffen, indem man den alten Gottesacker um 3 Schuh abhob und mit diesem Abhub das Erweiterungsstück auffüllte.

Die dadurch gewonnene Fläche betrug 7.350 Quadratschuh, so dass der Gesamtflächeninhalt auf 26.100 bayerische Quadratschuh gebracht wurde. Die neue Umfassungsmauer stellte man auf Bögen. Bei dieser Erweiterung kam auch das bisher in der rechten Ecke gestandene Beinhaus, welches 1702 neu gebaut worden war, zum Abbruch.

 

Im Jahre 1872 wurde nach dem Plan des Münchner Professors Halbig von dem ebenfalls aus München stammenden Baumeister Kil an der Nordseite des alten Friedhofs die fürstl. Wallerstein`sche Gruft gebaut. Zwei Wappen sind an ihr zu sehen: das Oettingen-Wallerstein`sche und das Dietrichstein`sche, welch letzteres zwei Wiegenmesser zeigt. Professor Halbig fertigte auch einen lebensgroßen Christus am Kreuze aus weißem Marmor, der die Begräbnisstätte besonders ziert. Es ist dies ein Kunstwerk von großem Range.

Im August 1872 wurde der in München am 4. März 1871 verstorbene Fürst Carl von Wallerstein in dieser Gruft beigesetzt.

Am 22. April 1883 war dessen Gemahlin, die Fürstin Julie von Wallerstein, eine geb. Gräfin von Dietrichstein in München gestorben und auch sie wurde am 25. April ds. Jahres in dieser Gruft beigesetzt.

 

Der Wallerstein`schen Gruft gegenüber, an der Südseite des Friedhofes, befindet sich das Leichenhaus, bzw. die Aussegnungshalle. Sie wurde im Jahre 1906 neu erstellt. Heute bildet sie fast den Mittelpunkt des Gottesackers, da letzterer im Jahre 1950 eine neuerliche Erweiterung gegen Westen erfahren musste.

 

Gleichzeitig mit der Friedhoferweiterung im Jahre 1950 wurden auch in der Leichenhalle notwendig gewordene Instandsetzungsarbeiten ausgeführt. Auch die recht schadhafte Friedhofmauer musste in diesem Jahre neu erstellt werden.

 

(Auszug aus der Ortschronik von Josef Gmelch)

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